T. Lambeck (Untere Wasserbehörde der Stadt Hagen), G. Fleischmann (Fachbereichsleitung Grün beim WBH), OB Erik O. Schulz, A. Horn (Fachleitung Gewässer beim WBH) und C. Hauschulte-Oberdick (Firmeninhaber) (Foto: Aaron Schlütter/Stadt Hagen)

Lennedynamisierung: Großprojekt mit drittem Bauabschnitt fertiggestellt

4. Dezember 2024 – Mehr Lebensqualität für Mensch und Tier: Die Dynamisierung der Lenne ist das größte ökologische Vorhaben in der Geschichte der Stadt Hagen. Auf 2,5 Kilometern Länge hat der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) den Fluss aus seinem engen Korsett aus Rasengittersteinen und Steinschüttungen der 1970er Jahre befreit und von 25 auf bis zu 90 Meter geöffnet. Mit der Fertigstellung des dritten Bauabschnitts ist die Lenne zwischen Garenfeld und Henkhausen wieder an das Idealbild eines naturnahen Mittelgebirgsflusses gebracht worden. Der WBH ist zuversichtlich, dass sie diesen Impuls auch im dritten Bauabschnitt aufnimmt und in der neuen Landschaft vielfältige und natürliche Prozesse anschiebt.


In allen drei Bauabschnitten haben die Beteiligten insgesamt 8700 Quadratmeter Rasengittersteine und 8250 Kubikmeter Steinschüttung entfernt. Ein neuer Rad- und Fußweg macht den gesamten Abschnitt erlebbar, insgesamt wurden fast 2,3 Kilometer Weg neu gebaut. Hagenerinnen und Hagener sowie Besucherinnen und Besucher nehmen die Neuerungen rund um den Fluss gut an, in den bereits fertiggestellten Abschnitten konnte insbesondere an Wochenenden und warmen Sommertagen ein großer Ansturm auf die renaturierten Bereiche festgestellt werden.


Dynamisierung schafft neue Lebensräume und Hochwasserschutz In den ersten beiden Bauabschnitten lässt sich diese Entwicklung bereits feststellen. Hier sind neue Lebensräume entstanden und geschützte Arten wie Flussregenpfeifer und Laufkäfer konnten bereits beobachtet werden. Auch Kormoran, Graureiher, Gänsesäger und Uferschwalben haben den neuen Lebensraum angenommen und während der Bauarbeiten im dritten Abschnitt ließ sich bereits ein neues Gänsesägerpaar mit Nachwuchs identifizieren. In den Flachwasserbereichen sind große Schwärme mit Jungfischen zu beobachten, die aufgrund der starken und gleichmäßigen Strömung im alten Gewässerbett kaum Möglichkeiten zum Rückzug hatten.


In allen Bauabschnitten haben die Beteiligten Schwarzerlen als Initiativpflanzung eingesetzt und insgesamt mehrere Hundert neue Bäume gepflanzt, wobei der Hauptbewuchs in Zukunft aus der natürlichen Sukzession kommen soll. Die Flächen sind mit standorttypischen Saatmischungen eingesät worden, die Pflege erfolgt künftig extensiv. Die Lenne präsentiert heute verschiedene neue Uferprofile, die in den Hagener Gewässern äußerst selten geworden sind. Hierzu gehören Steilufer mit Brutmöglichkeiten für Uferschwalbe und Eisvogel, Kiesinseln für Flussregenpfeifer und Totholz auf Inseln, auf denen Vögel nicht gestört werden können. Die verlagerbaren Kiesinseln, die in den Gewässern in Hagen kaum Platz haben und die großen und deutlich sichtbaren Strömungs- und Tiefenvarianzen in allen drei Abschnitten zählen zu den neuen hydromorphologischen Besonderheiten der Lenne. Zu wiederkehrenden Elementen gehören unter anderem Pools, Schnellen und Treibholzansammlungen.


Während des verheerenden Hochwassers 2021 wurde der gerade fertiggestellte erste Bauabschnitt vollständig überflutet, das neu geschaffene Rückhaltevolumen war komplett ausgelastet. Dies hat auch dazu geführt, dass in diesem Bereich der Lenne verhältnismäßig wenig Schäden aufgetreten sind. Nach dem Hochwasser war deutlich zu erkennen, dass im ersten Bauabschnitt eine Reihe von Totholz abgelagert wurde, das im weiteren Verlauf in Richtung Ruhr keine Schäden verursachen konnte.


Über die Baumaßnahmen

Während des gesamten Projektes hat der WBH im Rahmen der ersten Bauphase (16. April 2020 bis 28. April 2021) rund 60.000 Kubikmeter Boden bewegt und davon rund 55.000 Kubikmeter Boden abgefahren, in der zweiten Bauphase (3. Mai 2021 bis 20. Dezember 2022) rund 47.000 Kubikmeter Boden bewegt und davon rund 37.000 Kubikmeter Boden abgefahren und in der dritten Bauphase (17. Juli 2023 bis 12. September 2024) etwa 35000 Kubikmeter Boden bewegt und davon bisher etwa 30.000 Kubikmeter als abgefahren abgerechnet. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Schlussvermessung momentan noch nicht abgeschlossen ist und daher noch keine abschließende Berechnung vorliegt. Die Baukosten liegen für die vorbereitende Planung bei 270.000 Euro, für den ersten und zweiten Abschnitt bei 4,24 Millionen Euro sowie für den dritten Abschnitt bisher bei 1,3 Millionen Euro.


Die drei Abschnitte sollen flussaufwärts bis auf die Höhe der A46 fortgeführt werden, ein Ingenieurbüro wurde bereits mit der Planung beauftragt. Bevor hier jedoch Bauarbeiten stattfinden können, muss die Planung vollständig erstellt sein. Darüber hinaus müssen notwendige Umweltprüfungen durchgeführt, Beteiligte angehört und die Planung durch die Bezirksregierung genehmigt werden, damit diese die nötigen Fördermittel zur Verfügung stellen kann. Ist dies alles erfolgt, kann die Maßnahme ausgeschrieben und ausgeführt werden.