Vor 80 Jahren: Vortrag „Hagen im Dezember 1944“ mit Stadtarchivar Dr. Ralf Blank
26. November 2024 – Zu einem Vortrag von Stadtarchivar Dr. Ralf Blank unter dem Titel „Hagen im Dezember 1944“ lädt das Stadtarchiv Hagen alle geschichtsinteressierten Hagenerinnen und Hagener am Mittwoch, 4. Dezember, um 18 Uhr in das Auditorium des Museumsquartiers, Museumsplatz 3, ein. Im Rahmen der Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden anhand von Bild- und Schriftquellen einen Einblick in die Vorgeschichte, den Ablauf und die Auswirkungen der Luftangriffe auf Hagen im Dezember 1944.
Historischer Hintergrund
Im Herbst 1944 war der Zweite Weltkrieg auf dem europäischen Kriegsschauplatz in seine entscheidende Phase getreten. Im Osten und Westen waren alliierte Truppen ins Reichsgebiet eingedrungen. Die alliierten Luftstreitkräfte beherrschten den Himmel über Deutschland. Zu jeder Tages- und Nachtzeit gab es Luftangriffe. Das auf Radarstellungen in Frankreich und Belgien gestützte Frühwarnsystem des deutschen Flugmeldedienstes war beim Vormarsch der alliierten Truppen zerstört worden. Unterstützt von umfangreichen elektronischen Stör- und taktischen Gegenmaßnahmen flogen die alliierten Bomberflotten nahezu ungehindert in das Reichsgebiet ein. Die deutsche Luftabwehr durch Flakbatterien und Jagdflugzeuge war wegen Munition-, Personal- und Treibstoffmangel kaum noch in der Lage, gegen die oft tausenden Maschinen, die täglich unterschiedliche Angriffsziele bombardierten, vorzugehen. Der erste schwere britische Luftangriff von 229 viermotorigen Lancaster-Bombern am 1./2. Oktober 1943 hatte in der Stadt Hagen große Zerstörungen verursacht und den Tod von über 260 Menschen gefordert. Bis in den Herbst 1944 blieb es dann aber ruhig in Hagen. Vor der alliierten Invasion im Juni 1944 in Nordfrankreich tauchte der Verschiebebahnhof in Altenhagen und Eckesey auf den Ziellisten der 8. US-Luftflotte auf. Doch ein geplanter Luftangriff blieb aus. Das Hauptquartier des britischen Bomber Command listete Hagen unter dem Decknamen Rainbow (Regenbogenforelle, seit 1941 im „Fish Code of German towns and cities“) ab April 1944 wieder als Ziel für einen Flächenbombardement auf. Doch anders als in Dortmund, Essen und Duisburg blieb ein erneuter Luftangriff aus. Das änderte sich im Herbst 1944. Mit einem schweren Luftschlag gegen Dortmund in der Nacht des 7./8. Oktober eröffnete die Royal Air Force die „Second Battle of the Ruhr“ – die zweite Luftschlacht um das Ruhrgebiet. Bereits der erste Angriff einer bis zum Jahresende währenden Serie von Bombardements forderte über 1.100 Tote. Es folgten weitere vergleichbare Luftangriffe unter anderem auf Bochum, Essen, Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg. Hagen wurde immer wieder von alliierten Bomberverbänden überflogen. Die Bevölkerung und auch die Behörden erwarteten im Herbst 1944 täglich einen schweren Luftangriff auf die Stadt. Nachdem mehrere Angriffsvorhaben im November 1944 wegen der schlechten Wetterlage abgesagt wurden, stand Hagen am Vormittag des 2. Dezembers auf den Einsatzbefehlen. Über 500 zwei- und viermotorige Maschinen sollten das Stadtgebiet bombardieren. Begleitet wurde die Luftoperation von umfangreichen Stör- und Gegenmaßnahmen. Sie sollten die deutsche Abwehr verwirren und das eigentliche Angriffsziel verbergen. Die alliierten Stör- und Täuschungsmaßnahmen führten in der Nacht des 2./3. Dezember 1944 zum Erfolg: Abgesehen von der dichten Bewölkung über Hagen gab es keine Angriffe durch deutsche Nachtjäger, auch die Flak hielt sich in Grenzen. Die beiden einzigen Maschinen, die verlorengingen, stürzten wegen Vereisung in Nordfrankreich ab. In Hagen und in der Umgebung der Stadt starben über 620 Menschen, darunter waren mehr als 100 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Ein weiterer Luftangriff am 4. Dezember schlug dagegen fehl, ein US-amerikanischer Luftangriff auf den Bahnhof Vorhalle am 20. Dezember wurde vor dem Start abgesagt.
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