v.l.: Gemeinsam mit ihrer Sachgruppe „Integration durch Bildung“ sind Wenke Wensing, Anja Schaube, Ioanna Lourdas und Marion Rosenberg wichtige Ansprechpartnerinnen für Menschen mit Migrationsgeschichte in Hagen. (Foto: Charlien Schmitt/Stadt Hagen)
Integration durch Bildung: Sachgruppe des Kommunalen Integrationszentrums unterstützt neu zugewanderte Familien
30. Oktober 2024 – „Das Ziel unserer Sachgruppe ist es, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit Einwanderungssgeschichte und vor allem neu zugewanderten Familien zu verbessern“, fasst Anja Schaube, Leiterin der Sachgruppe „Integration durch Bildung“ des Kommunalen Integrationszentrums (KI) der Stadt Hagen, zusammen. „Meine Kolleginnen und ich sind dabei Ansprechpartnerinnen für jegliche Altersgruppe: Von der frühen Förderung über den Elementarbereich, die Schule und die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit bis zum Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung, ein Studium oder einen Beruf. Unser Arbeitsauftrag basiert auf den Vorgaben des Teilhabe- und Integrationsgesetzes sowie des Schulgesetzes NRW, die Schulen zu migrations- und sprachsensiblen Themen zu beraten und zu begleiten. Wir initiieren Netzwerke und Kooperationen verschiedener Bildungsakteurinnen und -akteure in Hagen, arbeiten zudem auch überregional mit anderen KI, der Bezirksregierung und dem MSB (Ministerium für Schule und Bildung) zusammen.“
Als Sachgruppenleiterin koordiniert Anja Schaube ein insgesamt sechsköpfiges Team, jede ihrer Mitarbeiterinnen konzentriert sich in ihrer Arbeit auf mehrere Schwerpunkte. „Unsere Hauptaufgabe ist die Sensibilisierung der Gesellschaft und explizit auch von pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften aller Bildungsinstitutionen zu Themen wie Demokratieförderung, Rassismuskritik, migrationsgesellschaftliche Öffnung, Diversitätsorientierung und interkulturelle Schulentwicklung. Jede Kollegin unseres Teams pflegt, entsprechend ihres Arbeitsschwerpunktes, Netzwerke für pädagogische Fachkräfte oder Lehrkräfte der verschiedenen Schulformen und entwickelt passend zu den Bedarfen Qualifizierungsangebote. Diese können sich beispielsweise wie DaZ (Deutsch als Zweitsprache) auf den Unterricht oder auf die Orientierung zum Umgang mit Traumata bei Kindern und Jugendlichen beziehen.“
Neben den Angeboten für Fachkräfte entwickelt das Team zudem gezielt außerschulische Sprachbildungsangebote für die Schülerinnen und Schüler. Diese werden als Sprachcamps jeweils in den Ferien für verschiedene Altersgruppen angeboten. Für die Sekundarstufen I und II sind dies Sprach- und Sportcamps, die unter anderem in Kooperation mit dem Stadtsportbund, Phoenix Hagen, dem Jugendmigrationsdienst der AWO sowie begleitenden anderen Partnern und Deutsch-Lehrkräften organisiert werden. Grundschulkinder können in den Herbstferien seit inzwischen sechs Jahren Naturerfahrungen im Wald-Sprachcamp sammeln und dabei Deutsch lernen. „Besonders erfreulich für uns ist es, wenn Sponsoren unsere Arbeit unterstützen. So hat uns in den vergangenen Jahren mehrmals der Lions Club Hagen Mark mit Geldern der Adventskalender-Aktion ermöglicht, Sprachbildungsangebote gezielt in Schulen und am Marienhof durchzuführen,“ berichtet Anja Schaube.
Zu den weiteren Aufgaben des Teams gehört die Beratung von Familien aus dem Ausland, die erst seit kurzem in Hagen leben und ihre Kinder in das Bildungssystem eingliedern möchten. „Eine der größten Herausforderungen ist hierbei mit Sicherheit oft die Sprachbarriere, die es für uns zu überwinden gilt“, sagt Anja Schaube. „Gemeinsam mit unserem Netzwerk arbeiten wir stetig daran, das Lernangebot an die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen anzupassen.“ Die Sachgruppenleiterin und ihr Team setzen sich Tag für Tag dafür ein, Familien mit Einwanderungsgeschichte eine gleichberechtigte Teilhabe an Bildung zu ermöglichen und neben dem Abbau von Zugangsbarrieren zu Bildungseinrichtungen, Hemmschwellen seitens der Betroffenen zu verringern und Ausschlüsse zu vermeiden. Das Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche früh an das Bildungssystem angegliedert werden. So gilt es beispielweise, dass die Kinder schnellstmöglich Plätze an einer der Hagener Schulen erhalten. Die Zuteilung erfolgt durch die Schulaufsichtsbeamtin und ihre Fachberaterin sowie einen Fachberater stets nach der Reihenfolge, in der die Familien Kontakt aufgenommen haben. „Für viele Kinder und Jugendliche ermöglicht erst der Besuch einer Schule oder Kita die nötige Tagesstruktur“, betont Anja Schaube. „Wir haben es oft mit Familien zu tun, die eine traumatische Fluchtgeschichte hinter sich haben. Der Kontakt zu Gleichaltrigen und ein geregelter Alltag sind vor allem für die Jüngsten besonders förderlich.“
Team mit diversen Kompetenzen
Das sechsköpfige Team wird ergänzt durch Ioanna Lourdas, stellvertretende Sachgruppenleiterin und Ansprechpartnerin für die Aufgabenbereiche frühe Bildung sowie Sprach- und Familienbildungsprogramme. Alle fünf Lehrerinnen arbeiten neben der Seiteneinstiegsberatung auch zu weiteren Arbeitsschwerpunkten. So entwickelt Katrin Ollhoff, Ansprechpartnerin für den Bereich Berufskollegs, Angebote für Schülerinnen, Schüler und Fachkräfte zum Thema Übergang von Schule zum Beruf. Aktuell wirkt sie beispielsweise in Kooperation mit dem Jugendamt an einem regelmäßigen Angebot für Jugendliche zur Berufsorientierung in der neuen Jugendlounge Mitte in der Volmegalerie mit. Silke Philipp ist Ansprechpartnerin für weiterführende Schulen, beispielsweise zum Umgang mit Mehrsprachigkeit und bei Fragen zur interkulturellen Schulentwicklung. Marion Rosenberg, ebenfalls Ansprechpartnerin für weiterführende Schulen, beschäftigt sich zudem schulformüberfreifend vor allem mit Themen zur Demokratieförderung und Rassismuskritik und koordiniert in Hagen das Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Das neueste Teammitglied ist Wenke Wensing als Ansprechpartnerin für Grundschulen sowie die migrationssensible Gestaltung von schulischen Übergängen von der Einschulung bis zum ersten Schulabschluss.
Arbeit oft mit neuen Herausforderungen verbunden
Alle fünf Lehrerinnen waren vor ihrer Beschäftigung beim KI Hagen als Lehrkräfte im schulischen Dienst beschäftigt. „Diese Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien sind für mich und sicherlich für uns alles besonders wertvoll“, sagt Silke Philipp. „Viele der Anliegen und Herausforderungen, mit denen Menschen in unsere Beratung kommen, kennen wir aus unserem Beruf. So gelingt es uns besser, die Perspektive der Familien einzunehmen und sie bei ihrem Start in Hagen besser unterstützen zu können.“ Im Mittelpunkt steht für die meisten Familien, dass ihre Kinder schnell und gut Deutsch lernen können. Sie möchten ihnen eine gute Ausbildung verbunden mit sicheren Zukunftsperspektiven ermöglichen.
Für schulpflichtige neu zugewanderte Kinder und Jugendliche bis hin zum Übergang in den Beruf bieten die jeweiligen Schulen oder Berufskollegs in der Regel internationale Vorbereitungsklassen an, in denen die Schülerinnen und Schüler intensiv Unterstützung beim Spracherwerb erhalten. „Auch wenn die Kinder und Jugendlichen unbedingt Deutsch lernen müssen, ist es für uns besonders wichtig, dass auch ihre Familiensprachen respektiert werden“, sagt Anja Schaube. „Deswegen haben wir es uns zum Ziel gesetzt, jede Sprache – später auch im schulischen Bereich – wertzuschätzen und als die Bereicherung zu sehen, die sie ist.“
Bei dem Einstieg in die Schullaufbahn spielen vor allem der bisherige Bildungsweg und der Status quo eine Rolle. Beratungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen fallen oft deutlich aufwändiger aus. „In der Phase zwischen Schule und Berufseinstieg gilt es für uns herauszufinden, ob eventuell schon Qualifikationen vorliegen, auf denen wir aufbauen können“, sagt Katrin Ollhoff. „Dies können sowohl persönliche Interessen, zum Beispiel für die Landwirtschaft, aber auch Berufsqualifikationen sein. So lassen sich direkt zu Beginn Faktoren bestimmen, die zum Beispiel die Wahl für ein passendes Berufskolleg beeinflussen.“
Für Familien mit jüngeren Kindern führt das KI in Kooperation mit mehreren beteiligten Kitas, Familienzentren und Schulen diverse Sprach- und Familienbildungsprogramme des MKJFGFI und MSB (Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration sowie Ministerium für Schule und Bildung) wie „griffbereitMINI“, „Griffbereit“, „Rucksack KiTa“ und „Rucksack Schule“ durch. Diese Programme koordiniert Ioanna Lourdas, die als Frühpädagogin seit vier Jahren mit ihrer Fachexpertise zum Gelingen der Umsetzung in Hagen beiträgt. Ziel ist die systematische sprachliche Bildung und Anbahnung bildungssprachlicher Kompetenzen in Deutsch und allen weiteren Familiensprachen der Familien und Kinder in einem gewohnten Umfeld und unter qualifizierter Leitung. „Der Fokus dieser Programme liegt auf der Wertschätzung und aktiven Unterstützung von Mehrsprachigkeit als Ressource für die Bildungsbiografie der Kinder.“ betont Ioanna Lourdas. „Diese ist ein wichtiger Bestandteil und eine Realität unserer Gesellschaft, die wir keineswegs vernachlässigen sollten. Wenn die vorherigen Sprach- und Lernerfahrungen der Kinder nicht ignoriert, sondern aktiv miteinbezogen werden, hat dies auch eine positive Wirkung auf ihre Identitätsentwicklung und ihr Selbstwertgefühl.“ In den regelmäßig stattfindenden Gruppen werden die Eltern mit mehrsprachigen Materialien gestärkt, parallel die aktuellen und alltagsnahen Themen in der Kita oder in der Schule gemeinsam anzuschauen und darüber zu sprechen. Die Programme fördern damit ebenfalls den Aufbau und die Intensivierung von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zwischen Eltern und Bildungsinstitutionen, weil die Eltern in den Alltag der jeweiligen Institutionen einbezogen werden und dies zur Stärkung der Partizipation aller Familien führt. „Bei den Gruppentreffen können sich die Eltern in einem geschützten und vertrauensvollen Rahmen zu Themen wie Erziehung, Entwicklung und Bildung austauschen. Sie erfahren, dass sie mit ihren Fragen, Sorgen und Ängsten nicht alleine sind. Darüber hinaus erhalten sie viele Anregungen zur (Sprach-) Förderung ihrer Kinder, die sie auch zuhause umsetzen können. Durch diesen Austausch fühlen sich die Eltern gestärkt. Somit ist auch Empowerment bei den Programmen ein großes Stichwort“, erklärt Lourdas. Angeleitet werden die Gruppen von sogenannten Elternbegleiterinnen, die von Ioanna Lourdas in ihrer Arbeit begleitet und gezielt und kontinuierlich qualifiziert und professionalisiert werden.
Sachgruppe fördert interkulturelle Schulentwicklung und Demokratiebewusstsein
Durch ihr breit aufgestelltes Team ist die Sachgruppe „Integration durch Bildung“ nicht nur eine erste Ansprechpartnerin für Familien mit Einwanderungsgeschichte, sondern auch ein Wegbegleiter während der Bildungslaufbahn. Seit dem 1. August ergänzt Wenke Wensing das Team in Bezug auf die migrationssensible Gestaltung von schulischen Übergängen. Auch wenn das Konzept derzeit noch erarbeitet wird, steht das Ziel bereits fest: Durch einen Einstieg in die schulische Laufbahn sowie deren Abschluss sollen Menschen mit Einwanderungs- oder Fluchtgeschichte später gleiche Chancen für eine erfolgreiche und dauerhafte Erwerbstätigkeit erhalten. Die oft sensiblen Übergangsbereiche werden flächendeckend und effektiv durch das KI begleitet, um Familien und ihren Kindern oder jungen Erwachsenen eine nachhaltige Perspektive in Hagen zu ermöglichen.
Innerhalb des Teams ist Marion Rosenberg unter anderem Ansprechpartnerin für Schulen, die sich für die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ qualifizieren möchten. Als Hagener Regionalkoordinatorin für begleitet sie Schulen von der Interessensbekundung, eine Courage-Schule zu werden, bis zur feierlichen Titelverleihung. „Mit dieser Selbstverpflichtungserklärung bekennt sich die gesamte Schulgemeinschaft dazu, unsere Demokratie zu fördern und jeden Tag aufs Neue das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen. Courage-Schulen setzen sich dafür ein, nachhaltig Aktionen zur Überwindung von Diskriminierungen, insbesondere Rassismus im Schulleben, zu verankern", sagt Marion Rosenberg.
Des Weiteren pflegt sie das Netzwerk der „Courage-Schulen“ in Hagen und organisiert unter anderem Veranstaltungen, Lesungen oder Theaterstücke mit rassismuskritischen Themen. In Kooperation mit dem AllerWelthaus werden zum Beispiel die ZWEITZEUGEN regelmäßig nach Hagen eingeladen, um den Holocaust anschaulich zu thematisieren und Antisemitismus entgegenzuwirken. Generell ist sie Ansprechpartnerin für diskriminierungssensible Arbeit in allen Schulen. „Wir als KI unterstützen die Bildungseinrichtungen dabei, alle Beteiligten durch Unterrichtsinhalte, Veranstaltungen wie Lesungen oder Vorträge sowie durch die eigene Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren und für den richtigen Umgang im Alltag zu stärken.“ Durch Veranstaltungen wie die Internationalen Wochen gegen Rassismus, an der auch die Stadt Hagen jedes Jahr teilnimmt, soll diese Sensibilisierung und der Aufruf zum Handeln weitergegeben werden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe, die durch ein starkes Kooperationsnetzwerk von Institutionen, Schulen und Engagierten organisiert wird, haben interessierte Hagenerinnen und Hagener sowie Interessierte aus den verschiedensten Bereichen der Stadtgesellschaft die Möglichkeit, an diversen vielfaltsfördernden Veranstaltungen teilzunehmen und so den verschiedensten Menschen zu begegnen und mit ihnen in den Austausch zu gehen. „Viele Menschen wissen zwar, dass das Thema Diskriminierung allgegenwärtig ist. Das Ausmaß ist ihnen jedoch oft nicht bewusst“, betont Rosenberg. „Veranstaltungen wie die Internationalen Wochen gegen Rassismus bieten eine Plattform, um zum einen die Erfahrungen von Betroffenen aus erster Quelle zu hören und zum anderen die Möglichkeit, eigene Kompetenzen zu entwickeln und sich selbst für den Alltag zu sensibilisieren.“
Fester Zusammenhalt innerhalb des Teams
Für die Arbeit in einem so breit gefächerten Aufgabenspektrum ist die Kommunikation innerhalb der Sachgruppe besonders wichtig. Einmal in der Woche setzen sich die Kolleginnen zusammen und tauschen sich über den gemeinsamen Sachstand aus. So sind die Kolleginnen zum einen dazu in der Lage, von den Erfahrungen der jeweils anderen zu profitieren und diese in ihre eigene Arbeit zu integrieren. Zum anderen hilft der Austausch dabei, sich wenn nötig gegenseitig in der Arbeit zu unterstützen und so die oft große Menge der Aufgaben und Beratungstermine zu teilen. „Auch wenn ich erst vor kurzem in der Sachgruppe angefangen habe, wurde ich durch die Kolleginnen sofort mit offenen Armen empfangen“, sagt Wenke Wensing. „Dieses Gefühl des Dazugehörens hat mir den Einstieg sehr erleichtert und ich denke, dass die offene Art unserer Sachgruppe auch bei den Menschen ankommt, mit denen wir tagtäglich zusammenarbeiten.“
Weitere Informationen über die Arbeit der Sachgruppe „Integration durch Bildung“ sowie das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Hagen erhalten Interessierte auf der Internetseite www.stadt-hagen.de/ki.
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