Die Schäden an der städtischen Infrastruktur durch die Jahrhundertflut sind größtenteils behoben – die Planungen und Arbeiten zum Hochwasserschutz laufen. (Foto: Hans Blossey)

Dritter Jahrestag der Jahrhundertflut: Schäden fast vollständig behoben – Planungen und Arbeiten zum Hochwasserschutz laufen

10. Juli 2024 – Drei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe um den 14. Juli 2021 sind die Erinnerungen an die Verwüstung und Zerstörung bei vielen Hagenerinnen und Hagenern noch immer sehr präsent. Zum dritten Jahrestag der Jahrhundertflut sind die Schäden an der städtischen Infrastruktur wegen der guten Zusammenarbeit aller Bereiche fast vollständig repariert und die Planungen sowie Arbeiten zum Hochwasserschutz in vollem Gange.


Starkregen, Hochwasser und der Klimawandel

Durch das Tiefdruckgebiet „Bernd“ fielen im Juli 2021 ungeheure Wassermassen vom Himmel. Flüsse und Bäche liefen über und lösten riesige Überschwemmungen aus. Obwohl die Hochwasserkatastrophe in Hagen erfreulicher Weise keine Menschenleben forderte, traf sie die Hagenerinnen und Hagener schwer. Sie verursachte große Schäden sowie Zerstörungen im gesamten Stadtgebiet. Besonders stark waren Hohenlimburg sowie die Gebiete im Verlauf der Volme betroffen. Durch dieses Ereignis bekamen die Hagenerinnen und Hagener die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Weil auch in Hagen die Zahl der Extremwetterereignisse wie beispielsweise Starkregen durch die Auswirkungen des Klimawandels zu steigen droht, sind die Planungen und Arbeiten zum Hochwasserschutz in vollem Gange. Trotz passender Vorkehrungen ist ein vollkommener Schutz gegen solche Ereignisse nicht möglich. In hochwassergefährdeten Gebieten sind private Vorsorgemaßnahmen empfehlenswert.


Retentionsflächen zum Hochwasserschutz an Flüssen

Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Hochwasserschutz ist das Schaffen von sogenannten Retentionsflächen. Diese Flächen liegen an Flüssen und werden bei zu viel Wasser bewusst überschwemmt, damit sich das Hochwasser nicht unkontrolliert ausbreitet. Dazu hat die Stadt Hagen das Grundstück „Laake 10“ an der Volme erworben. Auf diesem Grundstück, den Nachbargrundstücken und den gegenüberliegenden Grundstücken des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) sowie auf einem Betriebsgrundstück bei der Firma Hüsecken in Hohenlimburg sind Retentionsflächen vorgesehen. Die Arbeiten sollen 2026 umgesetzt werden.


Die sogenannte Dreiecksfläche im Mündungsbereich zwischen Ennepe und Volme soll ebenfalls stark abgesenkt und zur Retentionsfläche werden. Im Bereich der Varta-Insel wird es an der Ennepe eine Gewässeraufweitung um 20 Meter geben. Auch an einem Grundstück an der Ennepe sowie in den Bereichen Sedanstraße, Am Widey, an der B54 oberhalb von Delstern und in Eckesey sind Maßnahmen geplant, um die Gebiete hochwassersicherer zu machen. Die Schaffung weiterer Retentionsflächen im Einzugsgebiet der Lenne und eine Weiterführung der Lennedynamisierung befinden sich im Vorplanungsstadium.


Hochwasserschutzkonzepte in Planung

Die Maßnahmen für das Hochwasserschutzkonzept für Volme, Ennepe sowie Selbecker und Hasper Bach sind vorabgestimmt. An einigen Stellen ist dazu noch eine Detailplanung durch das Ingenieurbüro erforderlich. Danach wird das Konzept der Politik und der Öffentlichkeit vorgestellt. Gemeinsam mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis ist außerdem die Erstellung eines interkommunalen Hochwasserschutzkonzepts für die Ennepe angedacht. Darüber hinaus soll für den Bereich der Volme mit allen Anrainerinnen und Anrainern ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept erstellt werden. Hierzu gab es bereits mehrere Termine mit allen Beteiligten.


Für die Innenstadt ist die Anschaffung eines mobilen Hochwasserschutzsystems für extreme Ereignisse geplant. Auch dazu fanden erste Termine statt. Im Zuge des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (INSEK) Hohenlimburg wurde eine Hochwasserberechnung durchgeführt. In den Entwürfen sollen Hochwasserschutzmaßnahmen für extreme Ereignisse angedacht und später verwirklicht werden. Bei diversen Neubauvorhaben und bei der Aufstellung von Bebauungsplänen rücken der aktive und passive Hochwasserschutz stärker in den Fokus. Bauvorhaben, die in Hochwasserfließwegen stehen, sind künftig nicht mehr realisierbar. Zu erneuernde Brücken entstehen ebenfalls hochwasserangepasst mit einer schlanken Bauform, breiten Stützweiten und ohne Mittelpfeiler.


Bei allen Reparaturarbeiten an den Gewässern wurde der Hochwasserschutz mitgedacht und, wenn möglich, verbessert. So wurden Gewässerbette verbreitert, Stützwände weiter vom Gewässer abgerückt, um mehr Retentionsraum zu erzeugen, Verrohrungen größer dimensioniert und Einlaufgitter so gestaltet, dass diese mehr Fläche als vorher aufweisen. Außerdem wird bei jeder Maßnahme die Inanspruchnahme von Fördergeldern geprüft.


Schäden und Arbeiten an den Gewässern

Viele der Schäden an den Gewässern sind inzwischen behoben. Dazu schlossen die beauftragten Unternehmen bisher rund 440 Maßnahmen mit einem Volumen von rund 8,5 Millionen Euro ab. Zu den Arbeiten gehörten unter anderem die Entfernung von Geröll, Treibgut und Unrat aus den Rohren und Gewässerläufen, um einen schadlosen Wasserabfluss wiederherzustellen, sowie die Neuprofilierung der zerstörten Gewässerläufe. Zu stark verstopfte oder beschädigte Rohre tauschten sie aus. Außerdem erneuerten die Firmen etwa 30 Einlaufbauwerke vor Rohren und reparierten diverse Stützwände. Alle bekannten, zerstörten Einlaufgitter sind wieder intakt. An vier weiteren Stellen sind Arbeiten in Auftrag gegeben. Weitere Baustellen stehen noch aus.


Schäden an der städtischen Infrastruktur fast vollständig behoben

Nach vorläufigen Erkenntnissen beliefen sich die Schäden an der städtischen Infrastruktur auf rund 83,5 Millionen Euro. Inzwischen sind beinahe all diese Schäden behoben. An den 117 Straßen, die durch das Hochwasser beschädigt oder zerstört wurden, wurden alle Schäden zwischenzeitlich beseitigt. Auch alle Straßenbeleuchtungen, Lichtsignalanlagen und das Parkleitsystem sind repariert. Fast 100 städtische Gebäude, wie Schulen, Kitas, Sportstätten oder Verwaltungsgebäude, waren von der Flut betroffen, 70 davon mit nachhaltigen Schäden. Besonders schwere Schäden trug das Rathaus I davon: Das Zweit-Rechenzentrum der Stadt Hagen, die Heizungsanlage, die Elektroverteilung und die meisten Fahrstühle fielen aus. Mittlerweile wurden die wichtigen Einheiten aus dem Keller in andere Etagen verlegt und besonders geschützt. Das Zweit-Rechenzentrum wird an anderer Stelle neu gebaut. Alle städtischen Immobilien sind inzwischen wieder im Betrieb. Von den 105 betroffenen Brücken und Stützbauwerken sind 100 wiederhergestellt. An den übrigen fünf laufen bereits Planungs- oder Bauarbeiten und zum Teil sind Behelfsbrücken eingerichtet.


Schäden und Arbeiten an den Forstwegen

Nach einer Änderung der Förderrichtlinie Wiederaufbau NRW konnten befestigte Forstwege in Privateigentum, die der Öffentlichkeit als Rad-, Fuß- oder Wanderweg zugänglich sind, in den Wiederaufbauplan einer Kommune aufgenommen und von dieser repariert werden. In Hagen kamen dafür Wege mit einer Länge von rund 37 Kilometern in Frage, die alle durch einen Ratsbeschluss vom 15. Dezember 2022 in den städtischen Wiederaufbauplan aufgenommen wurden. Die Schadensbeseitigung wird Kosten in Höhe von voraussichtlich rund 5,2 Millionen Euro verursachen. Die Bezirksregierung Arnsberg bewilligte am 7. Juni 2023 die notwendigen Mittel. Drei Forstwege hat der WBH bereits saniert. Für die Reparatur weiterer Wege laufen die Vorbereitungen.


Förderanträge für Unternehmen und Privathaushalte

Privathaushalte und Vereine können noch bis zum 30. Juni 2026 Förderanträge zum Wiederaufbau stellen. Die Frist für Unternehmen läuft noch bis zum 30. Juni 2025. Die Beratungsstelle in der Hagener Innenstadt, Grabenstraße 13, wird noch bis zum 31. Dezember 2024 von den freien Trägern weitergeführt. Sie ist montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr erreichbar.