Blick in den Flaschenkeller des Weinhauses Bettermann 1952. (Fotografie: Willy Lehmacher)

Vortrag im Kunstquartier Hagen: „Saufen für den Führer!“ – Hagen und seine Weinpatenschaften im „Dritten Reich“

5. September 2023 – „Hagen und seine Weinpatenschaften im 'Dritten Reich'" – so lautet das Thema eines Vortrages am Donnerstag, 21. September, um 19 Uhr, im Kunstquartier Hagen, Museumsplatz 1. Der Traben-Trarbacher Museumsleiter Dr. Christof Krieger wird in seinem Vortrag dieses ungewöhnliche Kapitel der Stadtgeschichte vorstellen.


Nie zuvor - und auch nie danach - hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben: Unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch: Ab 1935 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Hinterpommern besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden „Festes der deutschen Traube und des Weines“ vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert worden waren. Der Volksmund machte daraus rasch die Parole: „Saufen für den Führer!“


Tatsächlich wurde den deutschen Winzern damit seitens des Hitlerstaates eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe in den Jahren der Hitlerdiktatur je zuteil geworden ist. Auch in Hagen beteiligte man sich tatkräftig von dem staatlich verordneten einwöchigen Trinkgelage, wobei der Metropole Südwestfalens unter anderem der Winzerort Müden an der Mosel als „Patenkind" zugeteilt worden war.


Der Historiker Dr. Christof Krieger, der sich in seiner Dissertation an der Universität Trier erstmals wissenschaftlich mit der nationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigte, gibt anhand bislang zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in eine weithin unbekannte Seite des NS-Regimes. Der Vortrag ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Stadtmuseums Hagen, des Osthaus Museums Hagen, des Emil Schumacher Museums Hagen und des Archiv- und Museumsvereins Geschichtsfreunde Hagen.


Der Eintritt ist frei, eine telefonische Anmeldung unter 02331/207-2740 dennoch gewünscht.