Glücklich ist, wer vergisst. Foto (c) Geremia Carrara

RÜCKBLICK



„Glücklich ist, wer vergisst“: Filmvorführung und Live-Performance im Museumsquartier Hagen


„Glücklich ist, wer vergisst“ – Die deutsche Sozialgemeinschaft nach 1945: Unter diesem Titel lud das Kulturbüro Hagen am Mittwoch, 2. Oktober, um 18.30 Uhr alle interessierten Hagenerinnen und Hagener zu einer außergewöhnlichen filmischen Live-Performance in das Museumsquartier Hagen ein. Die Veranstaltung kombinierte Film, Musik und Moderation zu einer eindrucksvollen Reflexion der Nachkriegszeit in Deutschland (1945–1965) und ihrer prägenden Rolle für das heutige gesellschaftliche Selbstverständnis.


Die Performance, gestaltet von Geremia Carrara (Film), Alessandro Palmitessa (Musik) und Christoph Wehr (Moderation), beleuchtete die widersprüchlichen Verhältnisse der Nachkriegsjahre: Zerstörung und Wiederaufbau, Schuld und Trotz, Faschismus und Demokratie. Die „Stunde Null“ und das sogenannte „Wirtschaftswunder“ prägten die BRD der Nachkriegszeit, doch war das Gefühl, „wieder wer zu sein“, mehr als eine oberflächliche Illusion?



Private Filmaufnahmen als Spiegel der Gesellschaft


Ein zentrales Element der Performance waren private Filmaufnahmen aus der Sammlung der „Kölner Filmerbe Stiftung“. Diese zeigen alltägliche Szenen – von Familienfeiern über Ausflüge bis hin zu Geburtstagen – und bieten einen faszinierenden Einblick in das damalige Selbstverständnis der deutschen Familie. Alessandro Palmitessa, international renommierter Jazzmusiker, begleitete die Vorführung mit improvisierten Musikstücken, welche die emotionale Tiefe der Bilder verstärken. Die Moderation von Christoph Wehr führte das Publikum durch die historische und gesellschaftliche Dimension der Aufführung und regte zu einer kritischen Reflexion über die damalige Zeit und ihre heutigen Auswirkungen an. Wo waren die Nazis nach dem Krieg? Wie formte sich die „neue“ Gesellschaft und was bedeutete dies für das kollektive Gedächtnis Deutschlands?


Die Veranstaltung stützte sich auf die Annahme, dass die öffentliche Auseinandersetzung mit Geschichte auch heute noch von großer sozialer und politischer Relevanz ist. Die Erinnerungskultur darf sich nicht ausschließlich auf die Jahre 1933 bis 1945 beschränken, sondern muss auch die Nachkriegsjahre einbeziehen, um die gesellschaftlichen Entwicklungen und die bis heute bestehenden Strukturen zu verstehen. Die aktuelle politische Lage – sowohl in Deutschland als auch weltweit – zeigt die Notwendigkeit, sich weiterhin mit den faschistoiden Tendenzen auseinanderzusetzen, die in modernen Gesellschaften latent vorhanden sind.


Dieses Projekt wurde durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und das NRW Kultursekretariat Wuppertal gefördert. Die „Kölner Filmerbe Stiftung“ stellte das wertvolle Filmmaterial zur Verfügung. Die Veranstaltung in Hagen wurde durch das Kulturbüro der Stadt Hagen gefördert.