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„Vom Kriege“: Filmevent mit Livemusik
Historische Filmaufnahmen trafen auf live gespielte Kompositionen: Im Rahmen eines Filmevents präsentierte das Kulturzentrum Pelmke am Mittwoch, 25. Oktober, um 20 Uhr Material von Filmamateuren, die während des Zweiten Weltkriegs an der Front mit ihren Kameras filmten. Drei Musiker begleiteten die Filmdokumente live mit eigens für diesen Anlass komponierten Stücken. Im Anschluss an die Vorstellung erwartete Besucherinnen und Besucher ein gemeinsames Gespräch mit den Regisseuren Geremia Carrara und Hermann Rheindorf sowie einem Mitarbeiter des Hagener Stadtarchivs.
Krieg: Früher und heute
„Vom Kriege" bot dem Publikum die Möglichkeit, ungewöhnliche Bilder zu sehen, zu diskutieren, sich auszutauschen, und ihre Perspektive zu erweitern. Die persönlichen Erinnerungen der Filmaufnahmen sind ein wertvolles und beispielloses visuelles Zeugnis ihrer Zeit. Zugleich verweisen sie auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Zuschauerinnen und Zuschauer erhielten unter anderem private Blicke auf die Brutalität des Krieges aus der Geschichte, wie die des damals 22-jährigen Soldaten Götz Hirt-Reger, der den Vormarsch und den anschließenden Rückzug seines Bataillons in die Sowjetunion mit seiner Amateurkamera filmte. Mit ihm reisten die Besucherinnen und Besucher durch die Gebiete der Ukraine und sahen Bilder von Tod und Zerstörung, die trotz fast 80 vergangener Jahre den heutigen Aufnahmen der Ukraine im Krieg ähneln. Einen ähnlichen Effekt hatten die Bilder des Soldaten Wilhelm Bleitner in Russland sowie des italienischen Armeeangehörigen Enrico Chierici auf dem Weg dorthin in Österreich, Deutschland, Polen, Weißrussland und der Ukraine.
Diese privaten Blicke ermöglichen eine andere Sichtweise – manchmal in offener Opposition zu den offiziellen Darstellungen, die von der politischen Macht gewünscht wurden. Dieser besondere Blickwinkel hilft, die Wirklichkeiten und Mechanismen des Krieges besser zu verstehen, wenn sie mit er heutigen Sichtweise konfrontiert werden. Viele Menschen lebten in dem Glauben, dass aufgrund der Schrecken, die der europäische Kontinent in zwei Weltkriegen erlebt hat, Krieg in dieser Form in Europa nie wieder vorkommen und in die Geschichtsbücher eingehen würde. Doch heute zeigt sich ein anderes Bild: Der Krieg ist – nur etwa zwei Stunden mit einem Linienflug entfernt – wieder da.
Livemusik unterstreicht Aufnahmen
Die Aufnahmen der Originalfilme sind stumm. Begleitet wurden sie von eigens für diesen Anlass komponierter Livemusik eines musikalischen Trios, bestehend aus dem Kölner Musiker Alessandro Palmitessa (Klarinette, Saxophon), Thomas Machoczek aus Müllheim an der Ruhr (Synthesizer, analoges Modular-System) und dem ukrainischen Sänger Nazar Maidansky, der in Hagen lebt. Gemeinsam kreierten sie einen originellen Soundtrack, der nicht nur eine bloße Begleitung ist, sondern die Ausdruckskraft der Filmaufnahmen verstärkte. Im Rahmen der Veranstaltung war auch Zhanna Yakhnis anwesend. Sie kommt aus der Ukraine und arbeitet in Deutschland als Kulturelle Projektbegleitung für die ukrainische Gemeinschaft.
Der Eintritt zu der Veranstaltung im Saal des Kulturzentrums Pelmke, Pelmkestraße 14, war frei.. „Vom Kriege“ war ein Projekt von Geremia Carrara in Kooperation mit dem Kulturbüro Hagen und dem Kulturzentrum Pelmke. Es wurde realisiert mit Unterstützung von „Home Movies. Archivio Nazionale del Film di Famiglia“ in Bologna und der „Kölner Filmerbe Stiftung“. Die Veranstaltung wurde vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.