In zwei Goldenen Büchern haben sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher der Volmestadt verewigt. (Foto: Franziska Michels/Stadt Hagen) In zwei Goldenen Büchern haben sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher der Volmestadt verewigt. (Foto: Franziska Michels/Stadt Hagen)

Das Goldene Buch der Stadt Hagen - lebendige Geschichte und erlebte Geschichtchen

zusammengetragen von Peter Mook, Abteilungsleiter Protokoll, Städtepartnerschaften, Ehrenamt im Fachbereich des Oberbürgermeisters

Viele Menschen kennen den Begriff „Goldenes Buch“. Was verbirgt sich aber konkret dahinter? Woher stammt der Begriff? Wer trägt sich dort ein? Alles über die Hintergründe und die Geheimnisse eines der wichtigsten Archivarien der Stadt Hagen:

Zur Herkunft der Goldenen Bücher

Nahezu jede größere Stadt in Deutschland besitzt heute ein Goldenes Buch, in das sich Menschen zu verschiedenen Anlässen eintragen. Aber woher stammt der Name? Wer hat´s erfunden? Bezüglich des Ursprungs sind sich die Historiker einig. Es waren die Italiener – genauer gesagt die Venezianer. Als Libro d’Oro (deutsch: Goldenes Buch) wurden in vielen italienischen Staaten und Städten die Adelsverzeichnisse bezeichnet. Am bekanntesten ist das Verzeichnis der venezianischen Nobilhòmini. Nur die dort vertretenen Adelsfamilien genossen in der Republik Venedig die vollen politischen Rechte als Mitglieder des Großen Rates.

Als Geburtsdatum der Goldenen Bücher gilt der 19. Juli 1314, da an diesem Tag in Venedig beschlossen wurde, dass sich jeder, der in den großen Rat gewählt werden wollte, in die vom Gerichtshof geführten Listen einzutragen habe. Zunächst waren dies handschriftlich geführte Listen. Erst ab dem 18. Jahrhundert wurden die Listen dann in gedruckter Form in das Libro d’Oro eingetragen.

2011 besuchte der Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, Dr. Gerd Bollermann, Hagen. (Foto: Stadt Hagen) 2011 besuchte der Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, Dr. Gerd Bollermann, Hagen. (Foto: Stadt Hagen)

Zur Geschichte der Goldenen Bücher in Hagen

Zu Beginn muss mit einem Irrglauben aufgeräumt werden: Das Goldene Buch der Stadt Hagen ist überhaupt nicht golden. Es ist der Stadtfarbe entsprechend in Blau mit schwarzen Rändern gehalten. Auf der Vorderseite prangt auch aus der Entfernung gut sichtbar der Eichenbaum – das Hagener Stadtwappen. Und nur ein den Deckel zierender vergoldeter Rand sowie gleichfalls vergoldete Seitenkanten erinnern an den Ursprung des Buchtitels. Übrigens: Das Goldene Buch ist 39 cm hoch und 32 cm breit.

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es die Ehrungen in Form von Bucheinträgen noch nicht. Das ist keine Hagener Besonderheit, sondern gilt für die meisten Städte und Gemeinden in Deutschland. Der erste Eintrag datiert vom 5. und 6. September 1949. Anlass war die Wiedereröffnung des im Krieg zerstörten Hagener Theaters. Dazu geschrieben stand: „Rat, Verwaltung und Bürgerschaft der Stadt Hagen haben den Wunsch, das Haus möge an alter Stelle wieder errichtet, wie in der Vergangenheit, so für alle Zeiten, getreu seiner Tradition für alle Freunde der Muse und der schönen Künste eine Quelle der Erbauung und eine Pflegestätte wahrer Kultur sein.“ Aus heutiger Sicht hat sich dieser Wunsch auf wunderbare Art und Weise erfüllt. Dieser Eintrag wurde noch in einem kleinformatigen Buch vorgenommen, welches mit den heute verwendeten Büchern nichts gemein hatte. Das erste den heutigen Vorstellungen entsprechende Goldene Buch der Stadt Hagen wurde anlässlich der Wiedereröffnung des Historischen Rathauses in der Badstraße am 26. November 1965 rein handwerklich gestaltet. Der erste Eintrag stammte dann auch von dieser Eröffnungszeremonie und beinhaltet 81 Namenszüge mit dem damaligen Hagener Oberbürgermeister Lothar Wrede an der Spitze – mengenmäßig ein lange Zeit währender Rekord. Der letzte Eintrag in diesem ersten Goldenen Buch datiert vom 5. Juni 2010 anlässlich eines Empfangs zum 50jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum zwischen Hagen-Hohenlimburg und Liévin. Am 14. November 2011 wurde das zweite ebenfalls manuell gefertigte Goldene Buch mit einem Eintrag anlässlich des Antrittsbesuches des damaligen Arnsberger Regierungspräsidenten Prof. Gerd Bollermann eröffnet. Seitdem sind jährlich im Durchschnitt zwei bis drei Einträge zu verzeichnen.

Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft, Gewinner der Goldmedaille bei den olympischen Spielen 1972, kam noch im selben Jahr nach Hagen. (Foto: Stadt Hagen) Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft, Gewinner der Goldmedaille bei den olympischen Spielen 1972, kam noch im selben Jahr nach Hagen. (Foto: Stadt Hagen)

Ehrungsstufen für verdiente Menschen in Hagen

Wie in anderen Städten auch gibt es in Hagen verschiedene Stufen, mit denen Menschen, die sich in und um Hagen verdient gemacht haben, geehrt werden können. Grundsätzlich unterscheiden wir hier zwei Ebenen. Die erste Ebene bezieht sich auf die Anerkennung des Ehrenbürgerrechts, die Verleihung des Ehrenrings oder der Ehrennadel der Stadt Hagen. Diese Ehrungen sind eindeutig geregelt, und zwar in der Satzung über die Verdienste um die Stadt Hagen. Ausgezeichnet werden sollen Menschen, die sich überragend (Ehrenbürgerrecht), hervorragend (Ehrenring) oder im hohen Maße (Ehrennadel) um Hagen verdient gemacht haben. Das Vorschlagsrecht für diese Formen der Ehrung haben alle Hagenerinnen und Hagener. Nach Prüfung der Voraussetzungen der jeweiligen Vorschläge durch die Stadtverwaltung trifft der Rat der Stadt die Entscheidung über eine dementsprechende Auszeichnung mit einfacher Mehrheitsentscheidung.

Die zweite Ebene von Ehrungen betrifft das städtische Gästebuch und das Goldene Buch. Dabei handelt es sich beim Gästebuch sinnbildlich um „die kleine Schwester“ des Goldenen Buches. In das Gästebuch tragen sich insbesondere größere Gruppen ein. Das können beispielsweise Besuchergruppen aus den Hagener Partnerstädten oder Sportvereine sein. Das Gästebuch wird auch jedes Jahr zur Sessionseröffnung des Hagener Karnevals am 11.11. im Ratssaal ausgelegt.

Wer aber trägt sich denn nun in das Goldene Buch ein? Darüber entscheidet ausschließlich der Oberbürgermeister. Vorschläge können wiederum von allen Hagenerinnen und Hagenern gemacht werden. In der Regel handelt es sich um zwei Gruppen, die sich im Goldenen Buch finden. Entweder sind dies herausragende Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik, die von außen kommend Hagen besuchen. Oder aber es sind Hagenerinnen und Hagener, die sich auf eine ganz besondere Art und Weise um ihre Stadt verdient gemacht haben.

Hagen unterhält Städtepartnerschaften zu aktuell sechs Städten. (Foto: Stadt Hagen) Hagen unterhält Städtepartnerschaften zu aktuell sechs Städten. (Foto: Stadt Hagen)

Ablauf eines Eintrags in das Goldene Buch der Stadt Hagen

Bevor sich die zu Ehrenden mit ihren Unterschriften im Goldenen Buch verewigen können, ist noch einiges zu organisieren. Sobald der Oberbürgermeister mit den Beteiligten einen Termin vereinbart hat, beginnen die Vorbereitungen. Zunächst wird durch die Protokollabteilung in der Stadtverwaltung der Ort festgelegt. Wichtig: Einträge ins Goldene Buch finden in der Regel nur im Rathaus statt, das Buch geht nicht auf Wanderschaft. Wie bei jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen; so erfolgte etwa der Eintrag des Film- und Theaterschauspielers Armin Müller-Stahl anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung „Menschenbilder“ am 24. Juni 2017 im Osthaus-Museum. Und erstmals wurde das Goldene Buch in diesem Jahr am 1. Oktober mit in eine Sporthalle genommen. In der Karl-Adam-Sporthalle in Vorhalle fand Corona-bedingt die letzte Ratssitzung der Legislaturperiode 2014 – 2020 mit der Ehrung verdienter Ratsmitglieder statt.

Als nächstes wird der Eintrag in der städtischen Druckerei erstellt. Während früher wertvolle Kalligraphien handgefertigt vorbereitet wurden, ist diese alte Kunst inzwischen dem Pragmatismus gewichen. Die leere Seite wird aus dem Goldenen Buch herausgetrennt, bedruckt und wieder eingeklebt.

Zur eigentlichen Eintragungs-Zeremonie werden die Mitglieder des Ältestenrates, der Verwaltungsvorstand, die Bezirksbürgermeister sowie die Vertreter*innen der Hagener Medien eingeladen. Natürlich haben die Geehrten auch die Gelegenheit, Familienmitglieder und persönliche Bekannte mitzubringen. Die eigentliche Eintragung in das Goldene Buch wird durch ein Grußwort des Oberbürgermeisters sowie einen kleinen Umtrunk umrahmt. Dem Anlass entsprechend trägt der Oberbürgermeister die Amtskette.


Ein Blick in den Inhalt: Wertvolles und Kurioses

Den wahren Glanz verleihen dem Goldenen Buch die Frauen und Männer, die sich hier für die Nachwelt verewigt haben. Werfen wir also gemeinsam einen Blick in die Chronik der Hagener Goldenen Bücher.

Der Rekordeintrag: 537 Unterschriften der Hagenerinnen und Hagener. (Foto: Stadt Hagen) Der Rekordeintrag: 537 Unterschriften der Hagenerinnen und Hagener. (Foto: Stadt Hagen)

Seit 1965 bis zum 1. Oktober 2020 sind insgesamt 143 Einträge in den beiden Goldenen Büchern zu verzeichnen. Wie bereits erwähnt, war der erste Eintrag am 26. November 1965 mit 81 Namenszügen zur Wiedereröffnung des historischen Rathauses in Hagen lange Jahre mengenmäßiger Rekordhalter – genauer gesagt bis zum 3. Juli 2004. Dann unterzeichneten anlässlich der Eröffnung des neuen Rathauses an der Volme 537 Personen auf insgesamt 12 Seiten – ein Bürgerrathaus bedarf eben auch der Unterschrift von Hagener Bürgerinnen und Bürgern.

Als Ehrenbürger hat sich Professor Emil Schumacher 1992 im Goldenen Buch verewigt. (Foto: Stadt Hagen) Als Ehrenbürger hat sich Professor Emil Schumacher 1992 im Goldenen Buch verewigt. (Foto: Stadt Hagen)

Alleiniger Rekordträger an Unterschriften ist Johannes Rau, der sich insgesamt fünfmal im Goldenen Buch verewigte: Als Landesminister für Forschung und Wissenschaft (März 1971), als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident (August 1989) und als Bundespräsident (Dezember 2000), darüber hinaus zweimal mit seinem gesamten Landes-Kabinett, als dieses in Hagen tagte (Januar 1975 und Juni 1993). Ihm folgt mit drei Einträgen Hagens verstorbener Ehrenbürger Prof. Emil Schumacher anlässlich des Erhalts des Ehrenrings (Oktober 1992), der Verleihung der Ehrenbürgerwürde (August 1987) und seines 80. Geburtstags (August 1992).

Die Unterschrift von dem ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke findet sich ebenfalls im Goldenen Buch wieder. ((Foto: Stadt Hagen) Die Unterschrift von dem ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke findet sich ebenfalls im Goldenen Buch wieder. (Foto: Stadt Hagen)

Auf welche gesellschaftliche Personen bzw. Gruppen verteilten sich denn nun die Einträge? 30 Einträge sind dem sehr intensiven Austausch Hagens mit seinen Partnerstädten zu verdanken, gefolgt von 23 Bundes- und Landesministern. In 16 Einträgen wurden Mitglieder des Rates der Stadt Hagen für unterschiedliche Verdienste geehrt, gefolgt von 10 Botschaftern aus anderen Staaten, 8 Kirchenvertretern und 7 Repräsentanten aus dem Sportbereich. Insgesamt haben sich 5 Regierungspräsidenten, 4 Ministerpräsidenten (neben Johannes Rau auch noch Heinz Kühn, Björn Engholm und Jürgen Rüttgers) und 3 Bundespräsidenten eingetragen. Neben Johannes Rau waren dies noch unser Mann aus dem Sauerland – Heinrich Lübke – und Walter Scheel. Ein Bundeskanzler bzw. eine Bundeskanzlerin fehlt übrigens noch in diesen wichtigen geschichtlichen Dokumenten.

Mit Fritz Steinhoff, Ewald Sasse (beide November 1967), Prof. Emil Schumacher (August 1987), Rudolf Loskand (März 1996) und Frau Dr. h.c. Liselotte Funcke (März 2003) haben sich auch fünf Hagener Ehrenbürger*innen im Goldenen Buch verewigt.

„Und ich komme trotzdem immer gerne zurück“, schreibt die Sängerin Nena in das Goldene Buch. (Foto: Stadt Hagen) „Und ich komme trotzdem immer gerne zurück“, schreibt die Sängerin Nena in das Goldene Buch. (Foto: Stadt Hagen)

Deutlich kürzer sind die Listen von Vertreter*innen aus Wirtschaft und Wissenschaft (4) sowie von Schauspieler*innen (4), Sänger*innen (3) und Künstlern (2). Dafür sind die Geschichten um diese Einträge herum umso interessanter. Die Sängerin Nena hat im Goldenen Buch sogar bestätigt, was ihr häufig in Abrede gestellt wurde: „Und ich komme trotzdem immer gerne zurück“.

Bei dem Eintrag der Band Extrabreit kam es zu einigen Pannen. (Foto: Stadt Hagen) Bei dem Eintrag der Band Extrabreit kam es zu einigen Pannen. (Foto: Stadt Hagen)

Der in Sachen „Pleiten, Pech und Pannen“ bedeutsamste Eintrag stammt von einem anderen musikalischen Exportschlager Hagens, den Extrabreiten. Dazu muss vorab angemerkt werden, dass die im Vorfeld ins Goldene Buch eingedruckten Texte immer von drei städtischen Vertreter*innen Korrektur gelesen werden. Das hat am 2. Dezember 2016 aber nicht geholfen. Im Text wurde beim Namenszug „Rock-Band Extrabreit“ das „Rock“ mal eben vergessen – na gut, kann passieren. Aber getreu des alten Leitspruchs „Wenn´s läuft, dann läuft´s“ wurde beim Vordrucken der Seite aus Bubi Hönig mal eben ein Bubi Höning und zum Ausgleich bei Lars Larsson ein „s“ vergessen. Aber Extrabreit wäre nicht Extrabreit, wenn sie diesen Lapsus nicht mit Humor genommen und die Korrekturen eigenhändig vorgenommen hätten.

Der wohl kreativste Eintrag stammt von dem Clown Oleg Popov. (Foto: Stadt Hagen) Der wohl kreativste Eintrag stammt von dem Clown Oleg Popov. (Foto: Stadt Hagen)

Der künstlerisch wertvollste Eintrag ins Goldene Buch stammt vom wohl berühmtesten Clown der Welt, Oleg Popov. Dieser malte in Ergänzung seiner Unterschrift am 27. November 2009 sein Markenzeichen, die karierte Mütze, ins Buch.

55 Jahre Goldenes Buch in Hagen, dass sind zahlreiche Erinnerungen an interessante Menschen, an emotionale Momente, an Lustiges und Nachdenkliches. Und das Schönste daran: Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.

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